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denkmal begeistert… Wie die Tischlerei Spatzier neue Wege geht
Die Tischlerei Spatzier ist ein Familienunternehmen mit langer Tradition und einer klaren Ausrichtung für die Zukunft. Im Gespräch für den denkmalbrief erklärt Inhaber Jörg Spatzier, warum ihn die Arbeit am Denkmal fasziniert und wie sein Unternehmen dafür sorgt, dass Historie und hochmoderne Technik zusammenkommen. Außerdem berichtet er, warum es an jedem zweiten Freitag in seiner Werkstatt ruhig bleibt.
Wenn sich Jörg Spatzier für ein Thema interessiert, dann stürzt er sich mit voller Begeisterung herein. Ganz besonders gilt das für die Arbeit im Bereich Denkmalpflege – eine Begeisterung, die ihm quasi in die Wiege gelegt wurde. Seit 1895 hat sich die Tischlerei Spatzier einen hervorragenden Ruf für hochwertige Bauelemente im Neubau und Denkmalpflege aufgebaut, Jörg Spatzier und sein Bruder Dirk leiten die Tischlerei im brandenburgischen Wiesenburg inzwischen in fünfter Familiengeneration zusammen mit Vater Kurt. „Wir arbeiten im Denkmalbereich, weil es uns wichtig ist“, betont Jörg Spatzier, der nach seinem Tischlermeister auch den Restaurator im Tischlerhandwerk gemacht hat und einen Masterstudiengang für Denkmalpflege erfolgreich absolvierte.
Die tiefe Begeisterung für Denkmäler wird klar, wenn man nur kurz mit Jörg Spatzier spricht. „Unser Anspruch ist, dass die Bauwerke architektonisch und gestalterisch aussehen wie früher und gleichzeitig alle modernen Funktionen erfüllen“, so der Fachmann. Um das auf höchstem Niveau umsetzen zu können, treibt die Tischlerei Innovationen voran. So wurde etwa ein spezielles UV-Schutzglas entwickelt, dass sich optisch kaum von historischem Glas unterscheidet und eine einzigartig schmale Bauform aufweist. Dafür wurde die Tischlerei mit dem Innovationspreis Berlin-Brandenburg ausgezeichnet. Vorausgegangen sind der Entwicklung viele Jahre der Recherche im Bereich Lichtschutz und Verklebung von Stoffen. Diese Erfahrungen nutzen Jörg Spatzier auch jetzt noch bei der Arbeit – etwa für einbruchhemmende oder auch vor Rauch- und Brand schützende Elemente im Gruftgeschoss der Hohenzollern im Berliner Dom. Ebenfalls einbruchhemmend und schallgeschützt sind die über 12 Meter hohen Kastenfenster, die die Tischlerei Spatzier zuletzt für die im Wiederaufbau befindlichen Garnisonkirche in Potsdam angefertigt hat.
„Das Besondere an der Arbeit mit Denkmälern ist, dass man immer um die Ecke denken muss. Das haben wir etwa bei der Restaurierung am Schloss Wörlitz oder auch Oranienbaum gemerkt. Durch den Status als UNESCO-Welterbe sind viele Gespräche nötig, um sich auch in die Architekten, Bauherrn und Restauratoren und Fachingenieure hineinzuversetzen“, so Spatzier. Eine Bemühung, die sich gelohnt hat, denn letztlich wurde die Tischlerei für ihre Arbeit mit dem Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege 2022 ausgezeichnet.
Die Begeisterung für das Handwerk überträgt der Meister auch auf seine Beschäftigten und Azubis. Um diese zu halten, geht Jörg Spatzier neue Wege und bietet seinem Team seit diesem Jahr die 38,5-Stunden-Woche bei gleichbleibendem Lohn. Die Arbeitszeit wird so verteilt, dass die Werkstatt an jedem zweiten Freitag zu bleibt. Zeitgemäß, sagt Spatzier mit Blick auf die Tarifabschlüsse in jüngerer Vergangenheit – die Kunden zeigen sich verständnisvoll: „Sie sind sehr genügsam und müssen auf unsere Leistungen warten. Wir sind aktuell bis Dezember ausgebucht. Wichtiger, als kurzfristige Aufträge zu erhalten, ist es für mich zufriedene Mitarbeiter zu haben, denn ich begreife sie als Teil vom Familienkörper Spatzier.“
Bereits jetzt freut sich Jörg Spatzier auf die denkmal vom 7. bis 9. November in Leipzig. Seit Jahren ist die Familie Stammbesucher auf der Fachmesse und wird in diesem Jahr sicher viele Erfahrungen aus dem neuen Arbeitszeitmodell mit Kolleginnen und Kollegen aus der Branche teilen.