News
News
denkmal bewahrt… Kirchenmanifest für Erhalt von Kulturgut
„Kirchenbauten brauchen eine neue Trägerschaft“ – so steht es im sogenannten Kirchenmanifest. Eine Gruppe von zehn Expertinnen und Experten sowie Institutionen wie die Deutsche Stiftung Denkmalschutz sowie die Bundesstiftung Baukultur haben sich mit dem Manifest klar für den Schutz der Bauten ausgesprochen und fordern eine gesellschaftliche Debatte über künftige Nutzungsmöglichkeiten. Eine der Initiatorinnen, Professorin Barbara Welzel erklärt im denkmalbrief die Hintergründe des Kirchenmanifests.
„Zwei Zimmer, Kirche, Bad“ – wenn die das Kirchengebäude zum Immobilienobjekt wird. Deutschlandweit stehen Kirchen vor der Frage, wie ihre Zukunft aussehen kann, wenn zunehmend Mittel und Menschen fehlen, um die Kirchengebäude zu unterhalten. Umso häufiger kommt es zur Profanierung oder Entwidmung eines sakralen Gebäudes. „Das ist kein Einzelproblem. Wir haben knapp über 40.000 Kirchen in Deutschland, von denen in den nächsten Jahren 30 Prozent, vielleicht sogar bis zu 50%, also bis zu 20.000 zur Disposition gestellt werden. Es braucht daher braucht es eine gesamtgesellschaftliche Lösung, um diese Bauten für die Gemeinschaft zu erhalten und in die Zukunft zu bringen“, sagt Barbara Welzel. Sie ist Professorin für Kunstgeschichte und Kulturelle Bildung an der Technischen Universität Dortmund und ist eine von zehn Initiatoren des Kirchenmanifests . Die Initiative zielt darauf ab, eine gesellschaftliche Debatte über den Umgang mit Kirchengebäuden anzustoßen und eine allein privatwirtschaftliche Betrachtung von Kirchengebäuden als Immobilie zu verhindern. Zu den Initiatoren gehören auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz sowie die Bundesstiftung Baukultur. „Wir haben im Frühjahr den Eindruck bekommen, dass sich der Prozess für Kirchen deutlich beschleunigt, dass vielerorts Immobilienkonzepte erstellt werden, deren Zeitdimension jetzt deutlichen Handlungsdruck erzeugt“, so Welzel. Es muss also eine gesellschaftliche Debatte beginnen – und das gelingt.
Bereits etwas mehr als 20.000 Menschen unterstützen das Kirchenmanifest und dank weitreichender Verbindungen schafft es die Initiative schnell, die Thematik auch in der Politik und in den Kirchen zu platzieren. Sie betont den Wert von Kirchengebäuden für die ganze Gesellschaft, für die Stadt- und Dorfbilder sowie als kulturelles Erbe. Wichtig ist demnach, dass eine Einengung der Kirchenbauten allein als Raum für Gottesdienste nie vorgesehen war: „Kirchen waren und sind Orte der Allgemeinheit und offen für vielfältige Nutzung – für private Gebete, als Kunst- und Musikorte oder als Asylorte etwa. Wir plädieren dafür, diese Facetten wieder in den Blick zu nehmen und zu begreifen, dass die Erhaltung der Gebäude von allgemeinem Interesse ist“, so Welzel.
Einige Gemeinden denken bereits in diesem Stil und bieten in den Kirchen Raum für Konzerte, Dorfläden, Bibliotheken oder Herbergen. Umnutzung oder Nutzungserweiterung – dafür setzt sich auch das Kirchenmanifest ein und betont, dass es sich hier um „radikal öffentliche Gebäude“ handelt. Wer sie allein privatwirtschaftlich als Immobilie betrachte, beraube die Communitas. Entscheidend sei der Nutzen für das Gemeinwesen. Die Initiative schlägt neue Formen der Trägerschaft vor – etwa Stiftungen, die dafür sorgen, dass die Räume für die Gemeinschaft erhalten bleibt. Wenngleich jede Ortskirche individuell zu betrachten sei, gebe es doch Probleme, Hindernisse und Fördermöglichkeiten, die auf Bundes- und Landesebene diskutiert werden müssten, um lokal die passende Lösung zu finden.
Für die Unterzeichner des Kirchenmanifests geht es jetzt darum, ein großes Netz aufzubauen und die gesellschaftliche Debatte zu intensivieren. Ein wichtiger Faktor dafür ist die Präsentation ihres Anliegens im Fachprogramm der denkmal. „Wir verfolgen auf der denkmal zwei Ziele. Zum einen wollen wir das Kirchenmanifest bekannter machen und das gesamtgesellschaftliche Anliegen unterstreichen. Zum anderen wollen wir Mut machen, über ähnliche Projekte nachzudenken indem wir fünf konkrete Beispielgruppen vorstellen“, erklärt Barbara Welzel. Das Podium wird dabei am Messe-Samstag, den 9. November, prominent besetzt sein. In der Podiumsdiskussion „Verantwortung teilen“ spricht Barbara Welzel mit Prof. Monika Grütters (Mitglied des Bundestags und Staatsministerin a.D.), Katherin Bollenbeck (Fachbereichsleitung Bau im Seelsorgebereich, Erzbistum Köln), Oliver Keymis (NRW-Landtagsvizepräsident a.D.) sowie Dr. Tobias J. Knoblich (Präsident der Kulturpolitischen Gesellschaft und Beigeordneter für Kultur, Stadtentwicklung und Welterbe der Stadt Erfurt) über die Erhaltungs- und Gestaltungsmöglichkeiten von Kirchenbauten, wenn sich Kirche und Ordensgemeinschaften zurückziehen. Mehr Informationen dazu finden Sie HIER .