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denkmal trifft… Dr. Wolfgang Hocquél
Kaum jemand hat die Denkmalpflege und Bautätigkeit in und um Leipzig insbesondere nach der Wende so stark geprägt, wie Dr. Wolfgang Hocquél. Kein Wunder also, dass er auch beim Start der denkmal vor 30 Jahren beteiligt war. Schon damals war dem Denkmalpfleger und Kunstwissenschaftler klar, die Messe ist ein Pflichttermin für die Branche. Warum die Messestadt Leipzig dafür der ideale Veranstaltungsort war, erklärt Dr. Hocquél im Interview.
Menschen, mit einem gemeinsamen Sinn für Bauwerke und Denkmale zu versammeln und für das Kulturgut zu kämpfen – dafür hat Dr. Wolfgang Hocquél ein Gespür. Kurz nach der Wende initiierte er 1990 die 1. Leipziger Volksbaukonferenz auf dem Agra-Gelände im Süden Leipzigs. Rund 1.000 Menschen kamen damals zusammen, um den Verfall der Stadt und geplante Flächenabrisse im Stadtteil Connewitz anzuprangern. Nachdem viele Gebäude so doch noch gesichert werden konnten, wurde Dr. Hocquél zum Leiter der Höheren Denkmalschutzbehörde für den Regierungsbezirk Leipzig ernannt. Der nächste logische Schritt war, den Denkmalschutz noch größer zu denken und flächendeckend Sanierungen und Restaurierungen zu unterstützen. „Nach der Wende war der Zustand vieler Gebäude dramatisch“, erinnert sich der Fachmann. Wie wäre es also mit einer Messe speziell für die Denkmalpflege? Die Leipziger Messe kam mit dieser Frage auf Dr. Hocquél zu und er schrieb in wenigen Sätzen ein mögliches Konzept für eine entsprechende Fachmesse auf. Besonders detailliert war es nicht – und doch wurde es ein Erfolg.
Im Jahr 1994 öffnete die denkmal ihre Tore auf dem Alten Messegelände in Leipzig. Erstmals gab es damit in Europa eine Messe, die die Themen Denkmalpflege und Stadterneuerung in ihrer gesamten Komplexität mit Ausstellung und Kongressprogramm erfasst – so hieß es im damaligen Abschlussbericht der denkmal. Ein neuer Treff für europäische Denkmalpfleger war geboren. Für Dr. Hocquél war klar, dass das Handwerk eine tragende Rolle spielen müsse: „Denkmalpflege wird vom Handwerk gemacht, darum war es wichtig Handwerker aus ganz Deutschland in Leipzig zu versammeln, auch um festzustellen, was für ein Qualitätsstandart besteht und was man erreichen sollte. Die Methoden des Handwerks haben sich im Laufe der Jahrhunderte nicht grundsätzlich geändert – mit der Datenverarbeitung, technischen Möglichkeiten und neuen Baustoffen kam allerdings eine breite Palette an neuen Aspekten hinzu.“ Das Handwerk zog mit und reiste in großer Bandbreite nach Leipzig, auch weil die hiesige Handwerkskammer kräftig Werbung machte, wie Dr. Hocquél erklärt. Gleichzeitig war es eine Zeit des Aufbruchs für die Denkmalpflege in Ostdeutschland, 1990 hatten viele Gebäude seit 50 Jahren keinen Handwerker mehr gesehen, so der Fachmann. Mit rund 15.000 eingetragenen Denkmalen gab es allein im Raum Leipzig jede Menge Arbeit und das Potenzial, die eigenen Auftragsbücher zu füllen – auch das wird ein Aspekt gewesen sein, der das Interesse an der denkmal schürte. Nicht zuletzt wollte auch das Land Sachsen die Gebäudestruktur erhalten und reichte eine Menge Fördermittel aus, um eine große Zahl an Bau- und Sanierungsprojekten zu unterstützen.
Im Hinblick auf den Standort legte Leipzig gleich mit der zweiten denkmal 1996 nach. Mit der Fertigstellung der Neuen Messe im Norden der Stadt bot sich den Besuchern eine architektonische Sensation und ein Bau mit Denkmalwert – das reizt die Branche auch heute, weiß Dr. Hocquél. Ebenso hoch sei der Anspruch beim Fachprogramm geblieben: „Man kann sich auf der denkmal innerhalb weniger Tage mit dem aktuellen Stand der Denkmalpflege vertraut machen, viele Fachgespräche führen und wertvolle Kontakte knüpfen.“ Was er vor 30 Jahren als Ziel für die Fachmesse formulierte, ist schnell Realität geworden: die denkmal ist dank ihres umfangreichen Angebots zu einer Pflichtveranstaltung in der Branche geworden. Wichtig ist dabei auch der Aspekt der Wertschätzung. So werden seit der ersten denkmal wichtige Preise in der Denkmalpflege im Rahmen der Messe vergeben. Neben dem Sächsischen Denkmalpflegerpreis, dem Peter Parler-Preis für Steinmetze und Steinbildhauer sowie den begehrten denkmal-Goldmedaillen, die auf der Messe verliehen werden, zeichnet die Kulturstiftung Leipzig ihrerseits Spitzenleistungen in der Denkmalpflege in Leipzig einen Tag vor dem Start der denkmal mit dem Hieronymus-Lotter-Preis aus.
Mit dieser Grundlage entwickelte sich die denkmal zur Europäischen Leitmesse für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung. Vom 7. bis 9. November wird das nächste Kapitel in der Geschichte der Fachmesse geschrieben.