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Für ein starkes Handwerk und Berufsbildung in Europa
Gemeinsame Erklärung: Die deutschen und französischen Handwerkskammern setzen sich gemeinsam für die Stärkung des Handwerks und der beruflichen Bildung in Europa ein.
Beim 24. deutsch-französischen Handwerkskammertreffen vom 16. bis 18. Mai 2022 in Nantes in der Region Pays de la Loire haben die französischen Handwerkskammern unter Vorsitz ihres Präsidenten Jöel Fourny zusammen mit, dem Deutschen Handwerkskammertag (DHKT) und Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) über die zentrale Rolle des Handwerks für die künftigen Modernisierungsprozesse in Frankreich und Deutschland sowie in Europa insgesamt debattiert. Gemeinsam wurde im Rahmen von Podiumsdiskussionen und Workshops auf die notwendige Stärkung des Handwerks in Europa und die Weiterentwicklung der beruflichen Bildung hingewiesen.
Dabei kommt den Handwerkskammern als dem ersten Ansprechpartner der Handwerksbetriebe die Aufgabe zu, die Problemstellungen der Betriebe auf höchster Ebene zur Sprache zu bringen und den Anliegen der Betriebe dort Gehör zu verschaffen. Es gilt Lösungen vor allem für Bedürfnisse und Schwierigkeiten zu finden, die durch die gut zwei Jahre andauernde pandemische Krise und aktuell durch den Krieg in der Ukraine verschärft wurden – denn das führte zu gestörten Lieferketten und dramatischen Preissteigerungen. Als Antwort auf die Arbeiten der französischen Präsidentschaft der Europäischen Union möchten Joël Fourny und Hans Peter Wollseifer der deutschen und französischen Regierung eine gemeinsame Erklärung mit konkreten Vorschlägen überreichen.
Das Handwerk muss nachhaltig in den Mittelpunkt der europäischen Wirtschaft gestellt werden
Der politisch gewollte und angestrebte ökologische und digitale Wandel betrifft zentral auch unsere Handwerksbetriebe, denn Handwerksbetriebe spielen eine zentrale Rolle, um Gebäude energetisch zu sanieren, kurze, umweltfreundliche Transportwege zu nutzen und nachhaltige Mobilität möglich zu machen. Damit das Handwerk aktiv und unter den besten Bedingungen zum nachhaltigen Wachstum in Europa beitragen kann, fordern die deutschen und französischen Handwerkskammern:
- eine gezielte Unterstützung von nachhaltiger Innovation im Handwerk und deren Verbreitung sowie die Bereitstellung der damit verbundenen, dauerhaften finanziellen Mittel,
- die Schaffung eines günstigen wirtschaftlichen Umfelds, um die digitale Transformation von Handwerksbetrieben zu fördern,
- die Anerkennung der wichtigen Rolle von Handwerksbetrieben vorrangig in regionalen Versorgungsketten,
- die Finanzierungen von Handwerksunternehmen über Banken zu ermöglichen.
„Die Unternehmer haben in den vergangenen Monaten ihre Anstrengungen verdoppelt, um den wirtschaftlichen Belastungen standzuhalten. Die aktuelle wirtschaftliche und soziale Situation stellt die wirtschaftliche Entwicklung von Handwerksbetrieben vor große strukturelle und organisatorische Probleme. Es handelt sich um über die Grenzen unserer Länder hinausgehende Hürden. Mit 2,8 Millionen Handwerksbetrieben vertreten Frankreich und Deutschland einen Großteil des Handwerks in Europa. Nur gemeinsam können wir diese herausragende Leistung des Handwerks festigen und dessen Stellenwert im europäischen Wachstum sichern.“ Erklärung von Joël Fourny, Präsident CMA France
Die Wettbewerbsfähigkeit der Handwerksbetriebe muss durch eine massive Förderung der beruflichen Bildung und der Mobilität von Lehrlingen unterstützt werden
Die Wettbewerbsfähigkeit von Handwerksbetrieben beruht in erster Linie auf den Kompetenzen ihrer qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das handwerkliche Fachwissen der Handwerksmeister und Gesellen bildet die Grundlage dafür, dass das französische und deutsche Handwerk einen Beitrag zu den großen Herausforderungen der Zukunft leisten kann. In vielen handwerklichen Berufen besteht allerdings ein großer Mangel an Arbeitskräften. Allein in Frankreich sucht das Baugewerbe 15.000 Tischler und ebenso viele Klempner. Im Lebensmittelbereich gibt es 13.000 offene Stellen bei den Bäckern, Konditoren und Metzgern. Im Friseur- und Kosmetikbereich werden ebenfalls 15.000 Angestellte gesucht.
Aufgrund des massiven Nachwuchsmangels und zur Gewährleistung der wirtschaftlichen Entwicklung der Unternehmen und zur Sicherung der Beschäftigung über alle Generationen hinweg, fordern CMA France und der ZDH gegenüber der französischen und deutschen Regierung, die berufliche Bildung als den zentralen Schlüssel zur Fachkräftesicherung zu stärken und weiter auszubauen. Es handelt sich um folgende Forderungen:
- Unterstützung der Bildungszentren und direkte Einbeziehung der Betriebe und der Handwerkskammern,
- Stärkung des lebensbegleitenden Lernens und Zugang zur Höheren Berufsbildung,
- Verbesserung des Images der beruflichen Bildung,
- Stärkung der Zusammenarbeit in der beruflichen Bildung und Förderung der internationalen Mobilität in der der beruflichen Bildung.
„Das deutsche und das französische Handwerk sind sich ihrer wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verantwortung für die Gestaltung der Zukunft in unseren Ländern, aber auch darüber hinaus für Europa bewusst. Europa als ein Kontinent, der führend sein möchte bei Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Energiewende und Digitalisierung, braucht ein starkes Handwerk, das all das umsetzt, was die Politik in diesen Bereichen plant und beschließt. Ganz besonders braucht es ein starkes Handwerk in Deutschland und Frankreich als den Ländern, die Motor der europäischen Entwicklung sind. Gemeinsam haben wir uns in den vergangenen drei Tagen zu den Rahmenbedingungen ausgetauscht, die notwendig sind, damit unsere Betriebe als ein solch starkes Handwerk ihren Beitrag leisten können. Das deutsche und französische Handwerk gehen gemeinsam voran, wenn es darum geht, ein gutes Umfeld für die Betriebe zu erwirken. Das ist angesichts der gewaltigen Herausforderungen, vor denen unsere Handwerksbetriebe in Deutschland und Frankreich stehen, entscheidend. Zunächst gilt es weiter, die Folgen der Corona-Pandemie zu meistern und gleichzeitig die Auswirkungen des brutalen russischen Überfalls auf die Ukraine zu bewältigen. Die Handwerksbetriebe, ihre Beschäftigten und Auszubildenden sehen sich zudem einem massiven Druck ausgesetzt in Form von steigenden Energiekosten, gestörten Lieferketten und einer anziehenden Inflation. All das benötigt entschiedenes politisches Handeln in Deutschland und Frankreich wie auch in Europa: ein Handeln, das Belastungen abfedert und Zukunft gestaltet.“ Erklärung von Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) und Präsident des DHKT.
Hier finden Sie die vollständige Erklärung.
Quelle: ZDH