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25.11.2021 denkmal

Landeskonservatorin Dr. Verena Jakobi: „Denkmäler sind Individuen und müssen auch so behandelt werden“

In unserer neuen Rubrik „Denkmalschutz in Deutschland“ sprechen wir mit den deutschen Landeskonservatorinnen und Landeskonservatoren über ihre Arbeit, die aktuelle Situation in ihren Bundesländern und die größten Herausforderungen. Für den heutigen Beitrag haben wir uns mit der hessischen Landeskonservatorin Dr. Verena Jakobi unterhalten. Sie berichtete uns unter anderem von den vielfältigen hessischen Kulturlandschaften, den Problemen bei der Inventarisation von Denkmälern der Nachkriegszeit und der Klimakrise als eine der größten Herausforderungen für die Denkmalpflege.

Redaktion: Wie würden Sie die Arbeit einer Landeskonservatorin und die Bedeutung dieser Arbeit einem Außenstehenden erklären?

Dr. Verena Jakobi: Wir kümmern uns um Schutz und Pflege der Bau- und Kunstdenkmäler in Hessen. Natürlich gehört viel Verwaltungsarbeit zu meinen Aufgaben, beispielsweise Haushalts- und Personalführung. Vor allem aber berate ich die Kolleginnen und Kollegen bei allen anstehenden Fragen der praktischen Denkmalpflege, der Denkmalerfassung und der anderen Fachdisziplinen. Nach außen hin vertrete ich die Abteilung und unterstütze, wenn zusätzliche Vermittlungsarbeit erforderlich scheint. Gleichzeitig geht es immer auch darum, die Abteilung konzeptionell weiterzuentwickeln. Dazu gehört das Setzen von Themen und fachlichen Standards. Wichtig ist mir dabei, dass im ganzen Bundesland für ein einheitliches Verwaltungshandeln gesorgt ist. Eine möglichst enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unseren Partnern – also den Denkmaleigentümern, Denkmalschutzbehörden, Planerinnen, Handwerkern sowie den Vereinen und Initiativen – ist mir besonders wichtig. Zu meinen weiteren Aufgaben gehört die Repräsentation der Abteilung Bau- und Kunstdenkmalpflege bei öffentlichen Veranstaltungen, mit Vortragsarbeit, Führungen und vielem mehr. In meinem Job dreht sich alles um Kommunikation, Vermittlung und Teamwork – auch, um für die Bedeutung der Denkmalpflege in unserer Gesellschaft zu werben. Das alles bereitet mir große Freude.

Redaktion: Wie ist die aktuelle Situation der Denkmale in Hessen und was hat sich in den letzten Jahren verändert?

Dr. Verena Jakobi: Grundsätzlich haben wir großen Rückhalt bei unserer Landesregierung. Sie ist von der Bedeutung unserer denkmalpflegerischen Arbeit überzeugt, was wir an der immer wieder erfahrenen Unterstützung ablesen können – etwa in Form von jährlichen Zuwendungsmitteln für denkmalpflegerische Maßnahmen.

Hessen ist ein großes Flächenland, das aus vielfältigen Kulturlandschaften besteht. Es gibt große urbane Zentren, aber auch viele ländliche Regionen. Nicht ohne Grund hatten wir uns im Jahr 2020 für die von uns ausgerichtete (und leider ausgefallene) Jahrestagung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland für das Thema „Zwischen Wachstum und Wüstung. Denkmäler in dynamischen Räumen“ entschieden. Wir wollten den Verdichtungsdruck in den städtischen Bereichen und die Leerstandsproblematik in den ländlichen Regionen diskutieren - und Lösungen anbieten. Das Thema bleibt aktuell, auch wenn die ländlichen Räume für viele Menschen mittlerweile wieder an Attraktivität gewinnen.

Unsere Denkmaldatenbank wächst weiter, aber es gibt immer noch weiße Flecken auf der hessischen Karte. Leider haben wir, wie die meisten anderen Bundesländer auch, ein großes Defizit bei der Inventarisation von Denkmälern der Nachkriegszeit. Bei der in den frühen Achtzigerjahren begonnenen systematischen Inventarisation wurden höchstens ausgewählte Bauten der 1950er Jahre bewertet. Eine Betrachtung der Architektur der Sechziger- bis Achtzigerjahre steht noch aus. Hier ginge es um die architektonischen oder städtebaulichen Leistungen bis hin zur Postmoderne.

Redaktion: Sie sind erst seit etwas mehr als einem Jahr Landeskonservatorin. Was war in dieser kurzen Zeit die größte Herausforderung, die Sie beschäftigt hat, und auf welchen Projekten liegt derzeit Ihr Hauptaugenmerk?

Dr. Verena Jakobi: Die Klimakrise ist in allen Bereichen der Gesellschaft angekommen, auch bei uns in der Denkmalpflege. So ist im Kontext des „Hessischen Klimaschutzplans“ auch eine Beratungsoffensive für Altbauten und denkmalgeschützte Gebäude geplant. In diesen Prozess werden auch wir uns als Landesamt für Denkmalpflege intensiv einbringen. Mit Normierungen, wie es die „Renovation Wave of Europe“ vorsieht, kommen wir in der Denkmalpflege methodisch nicht weiter. Denkmäler sind Individuen und müssen auch so behandelt werden. Mit Tagungen, Vorträgen und einer aktiven Netzwerkarbeit möchten wir Politik, Kommunen und anderen beteiligten Institutionen unsere Position vermitteln.

Unser Augenmerkt liegt auch auf der Digitalisierung. In diesem Jahr haben wir intensiv an der Onlinestellung unserer Anträge im Rahmen des Onlinezugangsgesetzes gearbeitet. Der nächste Schritt ist mittelfristig die Digitalisierung unserer Bestände und die digitale Akte. Da kommt eine Menge Arbeit auf uns zu.

Dann wäre noch das große Thema der Kirchentransformation zu nennen, das uns auch in Hessen beschäftigt. Anders als in anderen Bundesländern sind wir bislang von einer massenhaft aus der tradtionellen Nutzung fallenden Kirchen und der Notwendigkeit, neue Nutzungen zu finden, verschont geblieben. Das ändert sich gerade. In diesem historischen Transformationsprozess sind wir um eine enge Zusammenarbeit mit den zuständigen Landeskirchen und Bistümern bemüht.

Redaktion: Wenn Sie mit Blick auf Ihre Tätigkeit als Landeskonservatorin einen Wunsch frei hätten, welcher wäre das?

Dr. Verena Jakobi: Die Erfüllung unserer Wünsche, heißt es, liegt ja in unserer eigenen Hand. Über unser Team von kompetenten und engagierten Kolleginnen und Kollegen bin ich sehr glücklich. Gemeinsames Ziel ist es, unsere Arbeit einer breiteren Öffentlichkeit noch besser zu vermitteln. Gerade im Hinblick auf das Thema „Das Denkmal als Ressource“ kommen auf die Denkmalpflege neue Aufgaben zu. Weshalb es wünschenswert wäre, wenn – neben der alltäglichen Arbeit – mehr Zeit für konzeptionelles Denken bliebe.

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