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Vernetzung von Ehrenamtlern in Deutschland
In Deutschland gibt es unzählige ehrenamtliche Initiativen zum Thema Denkmalpflege. Allerdings lässt sich gemeinsam oft einfach mehr bewegen: Vom 06. bis zum 08. Mai 2022 wurde – federführend organisiert vom braunschweiger forum e. V. – das bundesweite Vernetzungstreffen der Stadtforen in Braunschweig mit dem Motto „Zukunft Stadt und Treffen der Stadtforen“ veranstaltet. Neben den Stadtforen waren hier ausdrücklich sämtliche Initiativen, Vereine, Interessengemeinschaften, Arbeitsgruppen und Stiftungen eingeladen, die sich für Stadtentwicklung und Denkmalpflege einsetzen. Im Interview berichtet die Vorsitzende des braunschweiger forums Heiderose Wanzelius über ehrenamtliches Engagement sowie das bundesweite Vernetzungsreffen der Stadtforen.
Redaktion: Welche Themen fanden auf dem bundesweiten Vernetzungstreffen mit dem Motto „Zukunft Stadt und Treffen der Stadtforen“ in Braunschweig statt?
Heiderose Wanzelius: Es wurden Themenschwerpunkte wie der Aufbau eines Nachhaltigkeitsnetzwerkes, jedoch auch die Chancen für die Umsetzung der „Neuen Leipzig Charta“ in Form einer menschlichen Stadtplanung ausgelotet. Anhand von Stadtteilführungen konnten sich die Teilnehmenden ein Bild über die noch bestehende Industrie- und gründerzeitliche Baukultur innerhalb eines alten Arbeiterquartiers – dem Westlichen Ringgebiet – machen. Entlang einer ehemaligen Ringgleistrasse wurde von uns der Prozess der Sicherung sowie die Sanierung und Umnutzung denkmalgeschützter Bauwerke erläutert. Während des „Marktes der Ideen“ stellten die Stadtforen aus Mitteldeutschland, aber auch Initiativen wie das Wallringforum und der Verein „Gemeinsam Wohnen“ aus Braunschweig ihre Konzepte und abgeschlossenen Projekte vor.
Am Rande der Tagung erfolgte ein Treffen mit Stefan Hoja (Stadtforum Gotha) und Prof. Dr. Gerd Biegel (Leiter des Historischen Institutes) sowie Frau Dr. Klein aus dem Landesmuseum in Braunschweig. Anlass war der Austausch über die Louis-Spohr-Gebäude in beiden Städten, die sich in unterschiedlichem Zustand befinden. Konkretes Ziel ist es, Aufmerksamkeit für das leerstehende historische Gebäude in Gotha zu erzeugen, um dies vor dem Verfall zu retten.
Redaktion: Wie war die Bandbreite der zu bearbeitenden Themen unter den verschiedenen Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtlern zu Ehrenamt und Netzwerkbildung für die Denkmalpflege allgemein?
Heiderose Wanzelius: Die „Neue Leipzig Charta“ beinhaltet eine gleichwertige Balance von Produktion, Grün und sozialer Gerechtigkeit. Während des Netzwerktreffens in Braunschweig waren sowohl professionell Tätige als auch Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler dieser drei Segmente vertreten. Es wurde klar, dass zukünftig nur ein integriertes Wirken sinnvoll erscheint. Die zunehmenden Umwelteinflüsse wie Sturm, Dürre und Starkregen stellen eine große Gefahr für den Schutz unseres historischen Erbes dar. Ein reger interdisziplinärer Austausch zwischen den verschiedenen Bereichen, aber auch zwischen den haupt- und ehrenamtlich Tätigen sowie der Stadtforen untereinander erscheint überaus dringlich. Ein Beispiel der Überlappung von Umwelt- und Denkmalschutz ist das Sichern und Umnutzen historischer Gebäude, um eine sinnlose Verschwendung von Ressourcen in Form von Baumaterialien zu stoppen, aber auch den CO₂-Ausstoß massiv zu verringern, indem weniger abgerissen und durch Neubauten ersetzt wird.
Redaktion: Was ist die Bedeutung des Ehrenamts für die Denkmalpflege und welche Rolle spielt dabei die Vernetzung des ehrenamtlichen Engagements?
Heiderose Wanzelius: Innerhalb der Denkmalpflege hat das Ehrenamt eine besondere Bedeutung. Im Heranführen der Bevölkerung an die historische Entwicklung eines Gebäudes oder eines Ensembles – aber auch eines Quartiers oder der Gesamtstadt – liegt eine Chance der Identifikation und der Orientierung. Jeder Mensch hat seinen Blickwinkel auf unser historisches Erbe und eine eigene Begabung, dies seinen Mitmenschen in Form von Erzähl-Cafés, Stadtspaziergängen, thematischen Radtouren oder musikalisch abgestimmten Beiträgen aus der Zeitepoche so zu vermitteln, dass diese für eine Sache „brennen“.
Redaktion: Auch die denkmal bietet Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtlern eine Plattform zum Thema Denkmalpflege. Sind Sie in Leipzig dabei bzw. freuen Sie sich persönlich schon auf die anstehende denkmal 2022?
Heiderose Wanzelius: Durch den Kontakt zu den Stadtteilforen in Mitteldeutschland habe ich erstmalig von der denkmal-Messe gehört und diese lieben gelernt. Es ist jedes Mal ein tolles Erlebnis, in eine Welt einzutauchen, die uns einen Einblick in die historischen Gärten und Bauten, die hohe Handwerkskunst vergangener Zeiten, die Methoden des Sicherns interessanter alter Stadtquartiere gibt, aber auch den Austausch mit vielen Engagierten ermöglicht – wir werden die denkmal 2022 ganz sicher mit vielen Aktiven aufsuchen!