denkmal-Fachprogramm: Klima- und Kulturerbeschutz sind untrennbar miteinander verbunden
Das Fachprogramm der denkmal (24. bis 26. November 2022 in Leipzig) gilt als umfangreichste Weiterbildungsveranstaltung der gesamten Branche. Mit zahlreichen hochkarätigen Veranstaltungen und vielen Spezialthemen aus der Denkmalpflege und Restaurierung bildet die Europäische Leitmesse die wichtigste Informations- und Austauschplattform für Fachleute aus dem In- und Ausland. Ein Schwerpunktthema wird in diesem Jahr der Klimaschutz sein. Dabei geht es sowohl um die Frage, welche Auswirkungen der Klimawandel auf Denkmale hat, als auch um den wichtigen Klimaschutzbeitrag, den bestehende Bausubstanz leisten kann.
Von den großen Herausforderungen des Klimawandels bleibt kein wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Bereich unberührt. Aspekte wie Ressourcenschonung, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit werden die kommenden Jahrzehnte entscheidend prägen. Auf politischer Ebene hat sich die Europäische Union zum Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu werden und verankert mit dem European Green Deal einen entsprechenden Fahrplan. Hinzu kommen die im Koalitionsvertrag auf Bundesebene formulierten Ziele. Aus Expertensicht sollten der Denkmalpflege und Restaurierung in diesem Kontext ein besonderer Stellenwert eingeräumt werden.
Hochkarätige Tagung zum Diskurs rund um Kulturerbe-Bewahrung und Nachhaltigkeit
Die Denkmalpflege versteht sich per se als nachhaltig und ressourcenschonend. Um sie deshalb bestmöglich und sinnvoll in die Erreichung politischer und gesellschaftlicher Ziele zu integrieren, ist ein Dialog zwischen Bewahrern des Kulturerbes, den Denkmalpflegern, Experten und Fachpolitikern dringend notwendig. Einen Beitrag hierzu soll die Tagung „Kulturerbe-Bewahrung im Fokus der Forderungen nach einer klimagerechten Nachhaltigkeit“ leisten, die von Europa-Nostra in Zusammenarbeit mit der Klassik Stiftung Weimar, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und dem Landesdenkmalamt Berlin veranstaltet wird.
Die Tagung behandelt unter anderem das im März 2021 veröffentlichte „European Cultural Heritage Green Paper“, das die Bedeutung des Gebäudebestandes und der geschützten Baudenkmale gerade auch für den European Green Deal herausstellt. Außerdem wird das Residenzschloss Weimar, Teil der UNESCO-Welterbe-Stätte „Klassisches Weimar“, vorgestellt. Mit dem geplanten und in Teilen bereits umgesetzten Nutzungs- und Sanierungskonzept stellt es ein beispielhaftes Projekt dar.
Generationsübergreifender Welterbe- und Klimaschutz
Bei der Bewältigung der Herausforderungen, die der Klimawandel mit sich bringt, spielt der Schulterschluss mit der jungen Generation eine wichtige Rolle. Die Tagung „Welt.Erbe.Klima – Welterbestätten und ihr Beitrag zu einer klimabewussten nachhaltigen Entwicklung“ beschäftigt sich deshalb mit Synergien zwischen den Klimaschutzzielen junger Menschen und den Welterbestätten. Ziel ist es, Welterbe gemeinsam mit ihnen zu denken und Projektideen für eine nachhaltige, klimabewusste Entwicklung zu konzipieren. Die Tagung wird veranstaltet vom Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, dem Sächsischen Staatsministerium für Regionalentwicklung, der Deutschen UNESCO-Kommission, ICOMOS Deutschland und dem Institute Heritage Studies.
Auswirkungen des Klimawandels auf Denkmale
Auch Denkmale bekommen die Auswirkungen des Klimawandels zu spüren und stehen vor immer intensiveren Herausforderungen wie Hitze, Starkregen, fallenden Grundwasserspiegeln oder Dürre. Für denkmalgeschützte Gebäude müssen also Lösungen gefunden werden, die möglichst klimaschonende Nutzungen erlauben. Das erfordert eine intensive Auseinandersetzung mit den dafür infrage kommenden Möglichkeiten, sodass auch Denkmale unter geänderten Umwelteinflüssen erhalten, genutzt und nachhaltig bewirtschaftet werden können. Mit diesem Themenkomplex beschäftigt sich „Denkmal for Future - Denkmalpflege in Zeiten des Klimawandels“, ein Fachkongress des Fraunhofer IRB, der Vereinigung der Denkmalfachämter in den Ländern (VDL) und der Wissenschaftlich-Technischen Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung (WTA).
Im KULTURERBE-Forum behandelt eine Vortragsreihe Schäden an Denkmalen, die in Verbindung mit dem Klimawandel stehen. Anhand von Praxisbeispielen erläutern Expertinnen und Experten, welche Auswirkungen Trockenheit und Hochwasser auf das Kulturerbe haben. Außerdem werden zwei Forschungsprojekte vorgestellt: „Cultural Heritage Protection Against Flooding“ (CHEF), das sich mit Schutzmaßnahmen vor Flutkatastrophen beschäftigt, und „Kleiner 40“, das die Auswirkungen des globalen Klimawandels auf das kulturelle Erbe in Deutschland untersucht. Im Vortrag „Kulturerbe im Klimawandel: Denkmalschutz ist aktiver Klimaschutz“ berichtet das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz (DNK) über seine aktuellen Aktivitäten und stellt in einem weiteren Vortrag das „Initiativbündnis Historische Gärten im Klimawandel“ vor.
Im denkmal-Forum widmet sich ein Vortrag der verheerenden Flutkatastrophe im Ahrtal und dem Wiederaufbau, der seitdem im Gange ist. Eine besondere Art der Aufbauhilfe leistet der Verein Historisches Ahrtal e. V., der sich seit etwa einem Jahr auf vielfältige Weise für die fachgerechte Sanierung der vielen Fachwerkhäuser und einen nachhaltigen Wiederaufbau einsetzt. Im Vortrag gibt der Verein einen Zwischenbericht zur aktuellen Lage ab.
Kulturerbeschutz in allen Facetten
Zahlreiche weitere Veranstaltungen im denkmal-Fachprogramm beschäftigten sich mit Aspekten des Klimawandels und der Nachhaltigkeit. So beleuchtet der Verband der Restauratoren (VDR) das Thema Kulturgutschutz in einem größeren Kontext und ermöglicht es dem Fachpublikum, den Kulturgut-Notfallcontainer des Kölner Notfallverbundes vor Ort in Augenschein zu nehmen. Darüber hinaus werden im Fachprogramm nachhaltige und energieeffiziente Dämmungen und Baustoffe ausführlich vorgestellt.
Neben dem Klimawandel stehen viele weitere aktuelle und spannende Themen im Rampenlicht. So erwarten die Besucher beispielsweise Programmpunkte zum Immateriellen Kulturerbe sowie zu Industriekultur und Postmoderne. In zahlreichen Preisverleihungen werden Verdienste in der Denkmalpflege und Restaurierung gewürdigt und auch interessante Nischenthemen wie das Forschungsprojekt der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) zu Schimmel an Orgeln finden sich im Programm wieder.