Marokko ist Ehrengast auf der denkmal 2024
Nachhaltiges Bauen liegt im Trend und damit erlebt Lehm als Baustoff eine echte Renaissance. Marokko hat eine lange Tradition im Lehmbau und bringt diese nun nach Leipzig – als erstes afrikanisches Land wird Marokko Ehrengast auf der denkmal vom 7. bis 9. November 2024 sein. Die Europäische Leitmesse für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung setzt damit einen Schwerpunkt für die Thematik Klimawandel und Nachhaltigkeit, was eine von fünf inhaltlichen Säulen auf der denkmal darstellt. Darauf baut auch die Fachmesse Lehmbau auf, die mit ihrem 20-jährigen denkmal-Jubiläum erneut die Leitmesse bereichert.
Marokkanische Expertise auf der denkmal für den Erhalt von Kulturerbe – diese Idee wurde bereits seit der letzten Ausgabe der Europäischen Leitmesse verfolgt. Federführend ist hierbei Zouhair Bennani, unter anderem stellvertretender Generalsekretär von ICOMOS MAROC: „Der Austausch mit den Ausstellern und gemeinsamen Freunden, die sich für das Kulturerbe und das Bauen mit Lehm begeistern, war sehr intensiv und die Kontakte sehr herzlich. Es entstand die Idee, auf der denkmal 2024 den Reichtum des historischen Erbes Marokkos und die althergebrachten Techniken des Lehmbaus zu präsentieren“, erinnert sich Bennani.
Dieser Austausch ist für den Experten gerade jetzt besonders relevant, denn Marokko erlebte mit einem Erdbeben von der Stärke 6,9 in der Provinz Haouz im vergangenen Jahr eine Katastrophe, die weitreichende Schäden auch in der Infrastruktur anrichtete. Das Ziel ist nun der Wiederaufbau mit lokalen Materialien unter Wahrung der authentischen kulturellen Identität. Lehm spielt hier eine entscheidende Rolle. Wie damit errichtete Bauten erdbebensicher gemacht werden können, das wissen Handwerker und Ingenieure, die sich auf der denkmal zeigen. Bennani betont: „Letztlich wünschen wir uns eine Verschmelzung des marokkanischen und deutschen Know-hows, sowohl traditionell als auch technologisch, um angemessene und sichere Lösungen für Projekte zur Restaurierung des marokkanischen Kulturerbes anzubieten und mit dem wachsenden weltweiten Trend zur Förderung nachhaltiger ökologischer Bauweisen im Einklang mit der Umwelt Schritt zu halten.“
denkmal-Projektdirektorin Mariella Riedel blickt auf zahlreiche Meetings, Absprachen und Treffen zurück, um die Präsentation Marokkos in Leipzig umzusetzen und freut sich nun, das Ergebnis im November präsentieren zu können: „Als Europäische Leitmesse ist die denkmal der zentrale Treffpunkt für die Branche und internationale B2B-Plattform und gibt wertvolle Impulse für den Erhalt von Kulturerbe. Natürlich schauen wir auch über den Tellerrand hinaus und freuen uns, dass mit Marokko nun das erste afrikanische Land auf der denkmal vertreten sein wird. Mit seiner langen Tradition, seiner einzigartigen Kultur und speziellen Bautechniken bietet Marokko eine ganz besondere Perspektive für unsere Besucher. Ein Highlight ist z.B. der 1:10 Modellbau einer Kasbah.“
Klimaheld Lehm
Expertise im Bereich Lehmbau bringen nicht nur marokkanischen Spezialisten mit auf die denkmal. Die Fachmesse Lehmbau findet auch in diesem Jahr im Rahmen der denkmal statt und bietet damit Anlass, ein doppeltes Jubiläum zu feiern. Während die denkmal 30 Jahre zelebriert, ist die Fachmesse Lehmbau nun bereits seit 20 Jahren in Leipzig dabei. Der Dachverband Lehm e.V. nimmt dies zum Anlass, die bisher größte Fläche auf der Europäischen Leitmesse zu bespielen und noch mehr seiner Mitglieder als Aussteller zu präsentieren. Neben den Einsatzmöglichkeiten für Lehmbau auch im Neubau samt einer Perspektive für modulare Lösungen, die Serientauglichkeit haben, geht es mit der Fachmesse Lehmbau insbesondere um Nachhaltigkeitsaspekte und Bildung im Lehmbau.
Hier knüpft die Fachmesse an eine der fünf inhaltlichen Säulen an, die sich in diesem Jahr durch die denkmal ziehen. Diese sind Denkmalvermittlung und baukulturelle Bildung, Bauen im Bestand, Digitalisierung und Technologien, Schutz des kulturellen Erbes in Notfallsituationen und nicht zuletzt Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Im Fokus steht der Erhalt des Bestands und eine Neuausrichtung zugunsten von Sanierung und Restaurierung als gelebte Nachhaltigkeit. Beispiele dafür will etwa die Vereinigung der Denkmalfachämter in den Ländern (VDL) mit einer großen Ausstellung auf der denkmal präsentieren. Ganz besonders die Umnutzung von Industriedenkmälern soll hier thematisiert werden als Beitrag zur Ressourcenschonung. Wie nachhaltiges Bauen funktioniert, zeigt derweil das Team vom „Naturdorf Bärnau“ – ein Projekt bei dem im Geschichtspark Bärnau-Tachov eine Reihe von Häusern möglichst ohne industriell verarbeitete Baumaterialien errichtet werden.
Fachprogramm in den Startlöchern
Mit über 200 Vorträgen, Symposien, Workshops, Diskussionsrunden und Seminaren ist die denkmal die umfangreichste Weiterbildungsveranstaltung der Branche. Das Fachprogramm wird ab September auf der Webseite der denkmal zur Verfügung stehen. Ab dem 1. September öffnet zudem der Online-Ticketshop und auch das Ausstellerverzeichnis wird verfügbar sein. So kann der Messebesuch rechtzeitig geplant und Treffen mit bekannten sowie neuen Kontakten vorbereitet werden.
Für den internationalen Austausch bietet sich auch in diesem Jahr die CONTACT an, die erneut im Rahmen der denkmal stattfindet. Die Networking- und Matchmaking-Börse wird organisiert von den Handwerkskammern zu Leipzig sowie Dresden und richtet sich an Handwerksbetriebe, die in der Denkmalpflege arbeiten. Das hybride Format bringt Delegationen aus verschiedenen europäischen Ländern nach Leipzig und baut Brücken, um fachlich passende Kontakte im Ausland zu finden. Betriebe können sich bei den Handwerkskammern bis zum 25. Oktober für die CONTACT anmelden.