Messeakademie 2022: Kulturerbe-Erhalt trifft Nachwuchsförderung
Als europäische Leitmesse für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung hat sich die denkmal den Erhalt des kulturellen Erbes auf die Fahnen geschrieben. In diesem Bestreben verknüpft die Messe seit vielen Jahren das Thema Nachwuchsförderung und die Rettung historischer Bauwerke in Form der Messeakademie, eines bundesweiten studentischen Architekturwettbewerbs. In diesem Jahr findet die 12. Auflage der Messeakademie statt, die in Kooperation mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) realisiert wird. Unter dem Motto „Entwerfen im historischen Umfeld. Altbau.Umbau.Neubau“ stehen Nutzungskonzepte für vier erhaltenswerte historische Objekte in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg im Fokus.
Für die diesjährige Messeakademie haben sich zahlreiche Studierende aus ganz Deutschland angemeldet. In der vergangenen Woche fanden die Exkursionen statt, auf denen sich die über 230 Teilnehmerinnen und Teilnehmer von 18 Hochschulen vor Ort ein Bild von den vier Objekten machen konnten. Alle Bauwerke eint eine bewegte Geschichte und ein großes Potenzial, mithilfe einfallsreicher Nutzungskonzepte in neuem Glanz erstrahlen zu können.
Schloss Senftenberg (Brandenburg, Landkreis Oberspreewald-Lausitz)
Die zitadellenförmige Festung Senftenberg mit Schlossanlage aus dem 16. Jahrhundert ist fast vollständig von Erdwällen umschlossen. Im Inneren befindet sich an der Südkurtine das sogenannte Kommandantenhaus, das als Verwaltungsstandort für die Mitarbeiter der Museen des Landkreises genutzt wird. Eines davon ist in der Anlage selbst untergebracht. Die gesamte Festungsanlage ist Bestandteil der Denkmalliste des Landes Brandenburg. In Verlängerung des Kommandantenhauses soll ein Neubau entstehen, den man unter anderem für die Durchführung von Ausstellungen, Lesungen, Versammlungen und Familienfeiern nutzen will. Der Entwurf soll unter anderem die Architektur der umgebenden Bausubstanz berücksichtigen und ökologische Aspekte wie Energieeffizienz, Verminderung von Umweltbelastungen und Optimierung der gebäudebezogenen Lebenszykluskosten beachten.
Schloss Schnaditz, Bad Düben (Sachsen, Landkreis Nordsachsen)
Das Schloss Schnaditz liegt in dem kleinen ruhigen, gleichnamigen Dorf innerhalb des Landschaftsschutzgebietes“ Mittlere Mulde“. Durch die Novelle „Michael Kohlhaas“ von Heinrich von Kleist ging es sogar in die Weltliteratur ein. Bis 1992 wurde es als Wohnbau, Gemeindeamt und Kindergarten genutzt. Inzwischen ist das denkmalgeschützte Anwesen stark sanierungsbedürftig. Sicherungsmaßnahmen wurden durch die Stadt Bad Düben insbesondere in den Jahren 2000 bis 2007 durchgeführt. Nun soll es als Ortsmittelpunkt eine seiner historischen und landschaftsprägenden Bedeutung gemäße Wiederherstellung erfahren. Gesucht werden Ideen, Gedanken und Entwürfe für eine im weitesten Sinne öffentliche und denkmalverträgliche Nutzung. Denkbar sind Ausstellungs- und Veranstaltungsräume für kulturelle Veranstaltungen. Auch ergänzende gesundheitsfördernde Angebote zu den vorhandenen Einrichtungen in der Kurstadt Bad Düben sind möglich. Weitere Nutzungsoptionen sind die Einrichtung öffentlicher Verwaltungen des Landes oder des Bundes bzw. die Ansiedlung von überregionalen Fachämtern.
Schachtanlage Paul II (Sachsen-Anhalt, Burgenlandkreis)
„Paul II“ in Naundorf stellt die letzte erhaltene Tagesanlage einer Braunkohlentiefbaugrube (1898-1927 in Förderung) in Sachsen-Anhalt dar und steht exemplarisch für das Mitteldeutsche Braunkohlerevier. Ihre Fördertechnik ist weitgehend erhalten. Die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV) als Denkmaleigentümerin und der Burgenlandkreis mit der Kulturstiftung Hohenmölsen und der Dachverein „Mitteldeutsche Straße der Braunkohle“ suchen nach Möglichkeiten, dieses Kulturdenkmal der Braunkohle-Ära zu erhalten. Gefragt sind hier sowohl Ideen zur hochbaulichen Sicherung und Nachnutzung unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten wie auch zur Vermittlung der bergbaulichen Geschichte. Aufgrund des schlechten Zustands der Bausubstanz, der beeinträchtigten Statik der Gebäude sowie der untertägigen Grubenbaue sind kreative und innovative Ideen zur Sanierung der Gebäude zu entwickeln. Wichtigstes Ziel aller zukünftigen Maßnahmen ist, möglichst viel der vorhandenen Bausubstanz, der Erscheinungsform und der Denkmal auszeichnenden Strukturen zu erhalten und wirtschaftlich tragfähige und nachhaltige Nutzungskonzepte zu entwickeln.
Marstall / Schönhaus Altenburg (Thüringen, Landkreis Altenburger Land)
Im Frühjahr 2017 hat das Lindenau-Museum Altenburg eine Neukonzeption mit dem Titel „Der Leuchtturm an der Blauen Flut – Das neue Lindenau-Museum und die Altenburger Trümpfe“ vorgelegt. Dieser Masterplan sieht die grundlegende Sanierung des historischen Gebäudes von 1876 vor und eine Erweiterung um den Herzoglichen Marstall („Neue Remise“) am anderen Ende des Schlossparks. Zusätzlich ist das ehemalige Schönhaus in den Blick geraten, heute nicht mehr als eine Ruine mit wenigen Mauerresten auf halbem Weg zwischen Lindenau-Museum und Marstall. Dem Neubau der Remise als Werkstatt und Depot könnte zukünftig ein lokaler wie überregional wirkender Stellenwert mit Identifikationspotential zukommen. Gesucht werden realisierungsfähige denkmalgerechte Konzepte für einen zukünftigen Depot- und Werkstattneubau. Bei der Ruine Schönhaus ist ebenfalls ein moderner Neubau unter Wahrung der historischen Relikte erwünscht.
Nachdem in der vergangenen Woche die Exkursionen zu den vier Objekten stattfanden, haben die Studierenden nun bis zum 31. August 2022 Zeit, ihre Entwürfe einzureichen. Die Jury, die aus namhaften Experten der Denkmalpflege und Restaurierung besteht, wählt daraus am 11. Oktober die zehn besten Arbeiten und die drei Preisträger aus. Die zehn besten Entwürfe werden auf der denkmal ausgestellt und im Rahmen des Messeakademie-Fachkolloquiums am 25. November erfolgt die Prämierung der drei Preisträger.
Alle Informationen zur Messeakademie finden Sie hier .
Fotos und Logos zur denkmal 2022 stehen Ihnen hier zur Verfügung.