Auf der Messe "denkmal" lädt der VDR am Freitagmittag, 8.11.2024, zur Podiumsdiskussion ein. Im Fokus stehen EU-Regularien, die Einfluss auf die Bewahrung unseres kulturellen Erbes nehmen. Auf dem hochkarätig besetzen Podium sprechen wir darüber, woher diese Regularien rühren und wie sie die Bewahrung unseres Kulturerbes erschweren. Auch wollen wir beleuchten, welche Wege künftig beschritten werden können, um den Erhalt unseres Kulturerbes in Zukunft sicherzustellen und gleichzeitig für den selbstverständlich erforderlichen Gesundheits- und Umweltschutz einzustehen.
Unsere Gäste starten nach kurzen Impulsreferaten in die Diskussion:
Bill Landsberger, Rathgen Forschungslabor
zum Verbot und zur Wiederzulassung von In-situ generiertem Stickstoff
Prof. Dr. Ivo Rauch, Präsident des Internationalen Komitees für die Konservierung von Glasmalereien
zur Anwendung des Bleiverbots im Kulturerbesektor
Dr. Bettina Hosseini (Seminar E)
zur Weiterverwendung von Sulfuryldifluorid im Kunstgutsektor
Julian Schmid, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege
zur Perspektive der Denkmalpflege und Restaurierung
Marco Müller, GROLI
aus der Sicht der Schädlingsbekämpfer
Zur aktuellen Lage:
Die von der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) empfohlenen Gefahrstoffverbote stehen seit Jahren im Zentrum einer Diskussion, die all diejenigen befasst, die sich der Bewahrung unseres europäischen Kulturerbes verschrieben haben.
Mit ihrer Aufgabe, Gefahren für Mensch und Umwelt zu reduzieren, hat die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) der EU-Kommission eine Reihe von Verboten empfohlen, die leider weitreichende Konsequenzen für den Erhalt unseres Kulturguts bedeuten.
Besonders betroffen sind jene, die tagtäglich in Museen und im Denkmalbereich arbeiten. Für sie sind die von der ECHA vorgeschlagenen Verbote mehr als nur Regularien – sie verhindern Methoden, mit denen wertvolle Kunstwerke und historische Artefakte geschützt und bewahrt werden.
Ein Blick auf die letzten Jahre zeigt, wie gravierend die Auswirkungen dieser Verbote ohne Ausnahmeregelungen sein können. Als 2017 das Verbot von in-situ erzeugtem Stickstoff in Kraft trat, war der Aufschrei groß, denn damit konnte auf Jahre eine alternativlose, ungiftige und substanzschonende Methode zur Schädlingsbekämpfung mit wenigen Ausnahmen nicht mehr eingesetzt werden. Die Relegalisierung von in situ generiertem Stickstoff beschäftigte Fachleute in Deutschland und auf europäischer Ebene mehrere Jahre anhaltend und intensiv. Ähnlich dramatisch war die Situation 2023, als das Bleiverbot unmittelbar bevorstand und die betroffenen Berufsgruppen, darunter Denkmalpfleger:innen, Restaurator:innen und Instrumentenbauer:innen, erneut gezwungen waren, Einsprüche zu formulieren.
Damit nicht genug: Aktuell wird darüber entschieden, ob Sulfuryldifluorid zur Schädlingsbekämpfung im Kunstgutsektor weiter genutzt werden darf. Auch dieses Mittel ist für Museen, Sammlungen, Denkmalpflege und Kirchen unverzichtbar, um Gebäude und Kunstwerke vor Schädlingsbefall zu schützen. Adäquate Substitute stehen derzeit nicht zur Verfügung. Auch sind im internationalen Kontext bisher keine Alternativen erkennbar.
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